Das Unwort des Jahres 2012 und Reaktionen auf unseren Vorschlag

2 Kommentare.

Die Jury der Sprachkritischen Aktion: Unwort des Jahres veröffentlichte gestern ihre Entscheidung, das Wort „Opfer-Abo“ als Unwort des Jahres 2012 zu erklären.

Wir begrüßen die (zivil-)couragierte Entscheidung für das Wort „Opfer-Abo“, auf das wir in unserem Vorschlag „Opferindustrie“ hinwiesen. Gerade auch angesichts der teils polarisierenden Reaktionen zeigt sich, wie wichtig dieses von uns gewünschte Signal ist; Gewalt wird auch durch Sprache an Betroffenen von sexueller Gewalt verübt. Und die Äußerungen des Kachelmann-Paars bekräftigen und erhalten in fataler Weise Vergewaltigungsmythen.

Daniela Oerter von der Kamapgne #ichhabnichtangezeigt schreibt in ihrem wichtigen Artikel zum Unwort 2012:

Wenn man sich die Zahlen anschaut, so wird jede siebte Frau in Deutschland Opfer strafrechtlich relevanter sexueller Gewalt. Die wenigsten zeigen an. Doch statt Aufklärung zu betreiben, bauen die Medien oft auf Sensation: Da wird lieber nach Indien geschaut, da wird der Urheber des Unwortes gehyped, aber vor der Wirklichkeit und dem Ausmaß sexualisierter Gewalt hier die Augen verschlossen.

Deswegen ist die Wahl gut, denn sie zeigt nicht nur dem Urheber die Rote Karte, sondern auch den Medien, die sich ihrer Verantwortung verweigerten.
Und das war und ist inakzeptabel.

Damit verweist sie auf die Verantwortung der Medien bei der Berichterstattung über sexuelle Gewalt und entkräftigt den Kritikpunkt, dass die Wahl des Unwortes Jörg Kachelmann nun noch mehr mediale Präsenz zukommen lässt.

Die Emma schreibt:

Das [Verweis auf unseren Schlusssatz im Wortvorschlag] hat die Jury getan. Und so ein bedeutendes Zeichen dafür gesetzt, dass die Verunglimpfung und Einschüchterung der Opfer sexueller Gewalt nicht so einfach durchgeht. EMMA

Die Mädchenmannschaft resümiert wie folgt:

Es hat ein Begriff geschafft, der gerade durch feministische Kritik problematisiert wurde. Die Wahl zeigt ein Wort auf, welches zum einen durch die auch in Deutschland herschende rape culture ermöglicht wird (vor allem in der ständigen Re_produktion) und zum anderen diese Kultur mit verfestigt. Die Begründung kritisiert dies eindeutig. Es geht hier nicht um ein ästhetisch wenig ansprechendes Wort, sondern gegen den sexistischen Normalzustand.

Wir bedanken uns bei allen Menschen und Organisationen, die uns bei unserem Vorschlag, das Wort „Opferindustrie“ als Unwort des Jahres 2012 zu erklären, mit solidarischen E-Mails, Beiträgen und Kommentaren unterstützt haben.

Unterzeichnende (Originalkommentare unter unserem Artikel auf der alten Webseite):

Angelika Ruhrberg
ProChange
Sabine Müller (Mutter eines mutmasslichen Missbrauchsopfers)
Dr. Claudia Mayr
Margot Müller, Bundessprecherin der Feministischen Partei DIE FRAUEN
Nephertari (Betroffene)
Julia Eusemann
Daniela Oerter #ichhabnichtangezeigt
Sandra Pucher Heilpraktikerin Augsburg
Cornelia Jashari
re-empowerment
Ulrike Heber
Inge Kleine Frauen aktiv gegen sexuelle Gewalt
Jutta Kühnel
Martina Scholz
Britta Kadolsky
Sabina Lorenz #ichhabnichtangezeigt
Stefanie Wegener
Manuela Schon (DIE LINKE)
sibylle klein (ihre Freundin wurde von deren Chef belästigt)
Julia Machleit
Iris Jockschat
nicole hertel
Nadine Oberheim
Uta Brehm
Samina Khan Fraktionsgeschäftsführerin DIE LINKE Kreis Offenbach
Daria Polansky
M. Eibrink
Fee
Anke Meier
Sabrina Stolzenberg
anja stern
Tatjana Cherifi
ladies-team
Lena Reidt
Angela Beck
Viola Hensler
Melanie Gerlach (Kontaktformular)
Ronya Othmann
Helga Haarmann
beate buckreus
Pia Schneider
Melanie Gerlach
Hohengarten Andrea
F. Frania
uschi scharrenbach
Aylin Güneli
ausopfersicht
Sabine Renken
Tanja Brouwers
Dr. Inoszka Prehm
Daniela Dobberke
Dr. Helga Laugsch
Pia Schmidt
Doris Kessel
Annika Schukies
Anke SchulzMonika Eggers
Katharina Sander
Edeltraud Schramm
Femgeeks – rrrebooting gender
Anne Pohl
Lena Schimmel
Johanna Roth
Lore Schönfelder
Mona Emde
Renate van Vügt
Paulin
Gudrun Bädorf
Cornelia van den Hout
Jun.-Prof. Dr. Ulrike Lembke
Astrid Bona
Jeanette Haug
Janntje Worreschk
Maria Seidel
Stefan Lutter
Maike Häcker
Hartmut Wegener
Hannah Illgner
Nina Rettberg
Tosca Hall
Dominique Osswald
Michaela Kaebe
Roberta Schernikau
Christiane Pütz
Cher Haurová
Verena Rapolder
Claudia Burgsmüller
Wildwasser München e.V.
Monique Djata, Vertrauensfrau Klinikum Duisburg, Mitglied im Frauenverband Courage
Ceni – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.
Petra Bindseil
Alana Fleck
Bärbel Gerdes
Jasper Lohmar
F. Lemoe
Christine Greiner
Malina Hilmer
Ulrike Gay
Helga Chinnow
Molly Klinger
Heberling Danie
Bernd-Ludwig Gravert
Anna Zirkel
S M.
Dörte Döring
Anna Ulatowski
Birgit Bergm.
Maria Weiss
Brigitte Weiss
Lisa Henrich
Prof. Dr. Günter H. Seidler
Katrin Lang
Birgit Lanzerath
Christian Lange

2 Responses to “Das Unwort des Jahres 2012 und Reaktionen auf unseren Vorschlag”

  1. S.M.

    Der Verein: Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt – hat seinem Namen alle Ehre erwiesen!!!
    Mit ihrer Initiative, den Vorschlag einzureichen und auf Fakten hinzuweisen, hat sie einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für mehr Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt geleistet.
    Ihnen gebürt mein Respekt!!!! DAnke dafür!!!

    S.M.

    Antworten

Kommentar schreiben

  • (will not be published)

XHTML: Sie können diese Auszeichnungen nutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>