„Sexuelle“ oder „Sexualisierte Gewalt“

Sexuelle Gewalt ist ein geschlechtsspezifisches Verbrechen

Wir verwenden in dem Namen unserer Initiative den Begriff „sexuelle Gewalt“ und nicht „sexualisierte Gewalt“, wie es inzwischen üblich geworden ist.

Der zweite Begriff soll betonen, dass es sich nicht um konsensuellen Sex handelt, sondern um einen Gewaltakt, der in sexualisierter Form ausübt wird. Aber es ist kein Zufall, dass Vergewaltiger eine sexualisierte Form von Gewaltausübung wählen:

Männern werden kulturell Verfügungsrechte über Frauen suggeriert und angeboten und dies prägt männliche Sexualität mit. Zusammengenommen mit der Tatsache, dass sich männliche Identität traditionell über Kontrollausübung sichern und versichern lässt, ergibt sich in einigen Fällen eine ungute Mischung. Nur diese Mischung kann erklären, wieso Gewaltausübung auf sexuellem Wege so verbreitet ist und wieso es ein geschlechtsspezifisches Verbrechen ist.

Der Begriff „sexuelle Gewalt“ weist auf die kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen des Geschlechterverhältnisses hin und ist daher politischer. Dass es sich um eine gewaltsame Machtdemonstration handelt, ist auch in diesem Begriff enthalten.

Ein weiteres Argument aus einem Interview mit Rolf Pohl:

Wenn man daran festhält, dass es nur sexualisierte und nicht auch sexuelle Gewalt gibt, dass es den Tätern also allein um Macht geht und nicht auch um sexuelle Lust, dann unterstützt man sogar den Männlichkeitswahn. Als habe der Mann seine Sexualität so unter Kontrolle, dass er sie jederzeit an- und ausknipsen und notfalls sogar auf Befehl einsetzen kann.

Lucia argumentiert auf ihrem Blog, dass wenn es nur um Macht und nicht auch um Lust ginge, kein Grund bestünde, die Machtgelüste ohne sexuelle Lust trotzdem auf sexuellem Wege auszuleben.

Mit keinem dieser Argumente soll die alte Annahme des Vergewaltigers als Triebtäter unterstützt werden. Sexuelle Gewalt ist ein Gewaltakt und ein Angriff auf die sexuelle Integrität der oder des Betroffenen.

5 Responses to “„Sexuelle“ oder „Sexualisierte Gewalt“”

  1. Fabian

    Ich stimme Eurem Argument bezüglich Macht und Lust zu. Trotzdem verwende ich lieber den Begriff „sexualisierte Gewalt“ weil ich nicht so sehr aus der Perspektive der Täter*innen schaue als vielmehr aus der Perspektive der Betroffenen: für die Betroffenen ist es wohl nie oder fast nie mit Lust verbunden und wird nicht als eine Form von Sex wahrgenommen sondern als eine Form des Machtmissbrauchs durch Gewalt in sexualisierter Form. Ich war nie in einer solchen (strafrechtlich relevanten) Situation, deswegen kann ich nicht aus der Sicht eines Betroffenen sprechen, sondern nur meine Meinung dazu sagen.

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  2. Unzufrieden

    Richtig. Es kann von der Logik her nur der Begriff „sexuelle Gewalt“ den Tatbestand korrekt(er) umfassen.
    Das Wort „sexualisiert“ suggeriert, dass bei der Straftat Gewalt und eine bestimmte Dosis einer sexuellen Komponente hinzugefügt wurde. Das ist einfach zu verharmlosend! Das geht wieder in Richtung Kavaliersdelikt.

    Wenn ich meinem persönlichen Umfeld von meinen Erfahrungen mit sexueller Gewalt berichtet habe, dann waren die Reaktionen dergestalt, dass ich mich am liebsten übergeben hätte. Vor unterdrückter Wut. Beispiel von Reaktionen:

    „Ach, na ja, Du musst das vergessen, sonst bestimmt es Dein Leben.“
    (Ich denke: Genau. Hab mir nur das Knie aufgeschürft, ich puste drüber und morgen hab ichs vergessen. Alles klar.)

    „Wieso hast Du Dich nicht gewehrt?“
    (Ich denke: Hab ich doch gerad erzählt, dass ich ne Scheißangst hatte, dass der mich umbringt.)

    „Manche Frauen fordern das aber geradezu heraus, mit ihrer aufreizenden Kleidung.“
    (Ich denke: Wieviele Gehirnzellen passen in ein Arschloch?)

    Und ich denke: Wenn das Strafmaß bei sex. Nötigung und Vergewaltigung weitaus höher liegen würde, als jetzt, dann würden sich das einige Arschlöcher vielleicht dreimal überlegen, ob sie tun was sie besser lassen sollten.
    Zack. Einfach mal 30 Jahre in den Bau!

    Aber ich denke, die Arschlöcher, die darüber entscheiden sind Mathematiker. Die wissen, dass dann mind. die Hälfte aller Männer mal eben weg vom Fenster wäre. Man stelle sich mal vor: die Hälfte der männlichen Bevölkerung im Knast.
    + Weniger Arbeitslosigkeit
    + Gesellschaftliche Geschlechtsdominanz läge bei den Frauen, wir würden nach und nach eine „weibliche“ Gesellschaft werden (und das wollen Männer natürlich nicht und nein, ich bin keine Männerhasserin, nur weil ich aufgrund von Wahrscheinlichkeiten eine gute Prognose abgebe)
    + Frauen würden „das Geld“ nach Hause bringen und dadurch mehr Macht und Selbstbewusstsein bekommen
    – Familien mit traditionellen Geschlechterrollen würde es wohl nie wieder geben, was für den Nachwuchs schade wäre, aber wir Frauen haben den Scheiß nicht gewollt 😉

    Sorry für etwaige Kraftausdrücke, aber manche Dinge sind so, wie sie sind. Da kann man nix schön reden.

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    • heike thomas

      das ist genau wegen(!) der derben aussprache „perfekt“…..!
      „mein“ richter sagte nach der verhandlung,wegen körperverletzung etc pp:
      ihre psychischen probleme….das tut mir leid…..aber IHRE sache ist eine LAPPALIE….sie haben ja noch nicht einmal einen gebrochenen kiefer…“

      SO BRUTAL…..sieht es aus…..die richterInnen unterstützen die täter…..indem sie verharmlosen……es GIBT ungeschriebene MÄNNERRECHTE!
      ICH bin für wegsperren……vergewaltigung…..zack….30 jahre…..aber auch hier wird von den tätern ein trick angewendet:JA!WIR HATTEN SEX…..EINVERNEHMLICH….!!“
      vor gericht gilt:da mihi facta dabo tibi jus…..DAS ist schwer,denn die übergriffe,die ,auch seelische gewalt,findet doch fast ausschließlich unter „4 augen“statt…..ich erlebte den staat/die gesetze/richterInnen/die polizei,als GEHILFEN des delinquenten,alles andere sind einzig lippenbekenntnisse…..verlogenheit auf breiter front,etabliert in einer verlogenen gesellschaft…..gewalt umgibt uns…männer sehen sie als IHR RECHT an!
      gruselig!ich empfehle :1.:POLITISCHE PONEROLOGIE…..oder 2.:SCHEIßKERLE (autor ist ein MANN&deswegen EHRLICH!)

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  3. Sabrina Bowitz

    „Sorry für etwaige Kraftausdrücke, aber manche Dinge sind so, wie sie sind. Da kann man nix schön reden“…manche Eindrücke und Dinge können nicht schöngeredet werden, daher ist es gut, dass sie hier so stehen. In vielen Beobachtungen und Sichtweisen muss ich dir leider zustimmen. Da frage ich mich dann die ganze Zeit: Und das soll eine Zivilisation sein in der wir leben?

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