Rede der Initiative gegen Kachelmanns Verbreitung von Vergewaltigungsmythen

Ein Kommentar.

„Sehr geehrte Menschen von der Presse, liebe Zuhörenden

wir, die Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt, haben Ihnen etwas zu sagen!
Laut einem Interview, das Jörg Kachelmann im Herbst 2012 gab, behauptete er, dass es in Deutschland eine Opferindustrie gäbe, dass Falschbeschuldigungen bei Sexualdelikte ein Massenphänomen wären und das Frauen, die falsch beschuldigt haben, straffrei davon kommen würden.

Das ist falsch!

Um es kurz vorweg zu sagen: eine Falschbeschuldigung, egal in welchem Bereich, ist und bleibt eine Straftat und wird als solche auch geahndet.

Studien der Metropolitan University London und des Bundesfamilienministeriums bringen hervor, dass die Falschbeschuldigungsrate bei Sexualdelikten bei 3% liegt. Genau wie bei allen anderen Delikten.
Soviel zum Thema „Massenphänomen„!

Die von Kachelmann genannte Opferindustrie beinhaltet für ihn, dass Frauen immer geglaubt wird und dass eher ein Mann unschuldig verurteilt wird, als dass ein wirklicher Täter frei bleibt.
Ich frage Sie, wenn dem so wäre, warum wird dann nur jedes 20. Sexualdelikt überhaupt angezeigt? Weil es für die Betroffenen keine große Sache ist? Sicher nicht!

Allein die psychischen Folgen, wie posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, und Angststörungen sind gravierend und oft ein lebenslanger Kampf mit dem erlebten und mit sich selbst.
Die sozialen Folgen sind erschreckend: Menschen aus dem Umfeld wenden sich ab, besonders wenn sie Opfer und Täter kennen und dadurch ein Gewissenskonflikt entsteht.
Es wird den Betroffenen vorgeworfen, sie würden das Leben des Täters wegen eines „Missverständnisses“ zerstören und da Frauen, die ein aktives Sexualleben haben, sowieso alles Schlampen sind, heißt es „die anderen hat sie ja auch rangelassen“.

Im Prozess muss ein Seelenstrip vollzogen werden, in dem auch die privatesten Details wie sexuelle Vorlieben ausgeschlachtet werden.
Das Erlebte muss immer und immer wieder geschildert und somit neu durchlebt werden.

Wir leben in einer Welt, die Mädchen beibringen muss, wie sie sich verteidigen können, die aber versäumt, Jungs zu lehren, dass nein NEIN heißt!

Laut Polizeistatistik 2010 werden in Deutschland im Schnitt- unter Berücksichtigung der 3% Quote – 36 bis 37 Menschen pro Tag Opfer einer Vergewaltigung oder einer sexueller Nötigung – in über 90% der Fälle Frauen. Das sind ein bis zwei Opfer pro Stunde!! Und nun denken Sie bitte an die Dunkelziffer!

Kachelmann fördert mit seinen Aussagen medienwirksam diese Rape Culture in der wir leben:
eine Kultur, die die Schuld zuerst bei den Betroffenen sucht und die Täter entlastet.
Erschwerend kommt hinzu, dass Hr. Kachelmann auch noch die diffamiert und verunglimpft, die den Betroffenen Hilfe leisten.
Es kann nicht sein, dass er einfach so Dinge behaupten kann, die de facto falsch sind und dies gesellschaftlich hingenommen wird.

Und deshalb stehen wir hier!

Wir wollen einen Rechtsstaat, der seine Verpflichtung zum Schutz sexueller Unversehrtheit ernst nimmt: einen, der nicht über 80% aller Vergewaltigungsanzeigen einstellt.
Wir wollen eine Gesellschaft, die diese Übergriffe wahrnimmt und vor allem Konsequenzen daraus zieht: Hilfe und Solidarität für die Betroffenen und Ächtung der Täter!

Anstatt Kachelmann eine Bühne für seine Tatsachenverdrehungen zu geben, fordern wir die Medien auf, die Lage der Betroffenen hierzulande zu thematisieren und an einem Bewusstseinswandel mitzuwirken.
Das betrifft dann nicht nur einen einzelnen medienmächtigen Mann, sondern tausende von unbekannten, schweigenden Menschen.“

 

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