FDP diskreditiert sich selbst

Ein Kommentar.

Die FDP reagierte auf unseren Offenen Brief mit diesem sehr, nein doch sehr wenig, bemühtem Statement:

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihre Zuschrift. Der FDP-Bundesvorsitzende, Philipp Rösler, sagt dazu im Kölner Stadtanzeiger:

„In der FDP und zunehmend auch in der Öffentlichkeit ist die Solidarität mit Rainer Brüderle zu Recht sehr groß. Die Vorwürfe gegen ihn sind durchsichtig und haltlos. Das ist eine Kampagne gegen die gesamte FDP.


Gleichwohl ist eine gesellschaftliche Debatte über Sexismus notwendig, denn es gibt offenbar ein breites Bedürfnis, darüber zu diskutieren, aber bitte auf der Sachebene und nicht mit aggressiver Polemik.“


Mit freundlichen Grüßen

Pascal Tschörtner
MitMachZentrum

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Wir finden: Eine schwache Haltung und ein schwacher Versuch, einer inhaltlichen Auseinandersetzung entgehen zu wollen. Mit der Behauptung, dass der Sexismusvorwurf lediglich zur Schädigung der Partei aufgebracht worden sei, soll selbst das politische Minimalzugeständnis, nämlich eine Entschuldigung nach Fehlverhalten, abgewendet werden. Sexistisches Verhalten ist demnach der FDP nicht mal ein solches Minimalzugeständnis wert.

In anderen Teilen der Partei wird der Vorfall als solcher gar nicht bestritten, sondern gar als normales Verhalten verteidigt. So stuften einige FDP-Frauen ungebetene Bemerkungen über weibliche Körperteile als „Kompliment“ ein. Und Kubicki schließt ab nun lieber Journalistinnen von Hintergrundgesprächen aus, als sich sein Recht auf sexistische Bemerkungen nehmen zu lassen.

Offensichtlich ist man sich in der FDP also nicht ganz einig, wie das Verhalten Brüderles bewertet werden sollte. Einigkeit besteht anscheinend in einer Hinsicht: Vorwürfe bezüglich sexistischen Verhaltens werden rigoros abgewehrt. Die von Rösler für notwendig befundene Debatte soll also bitte irgendwo ‚in der Gesellschaft’ stattfinden, aber doch nicht in der FDP.  Auf diese Weise grub sich die FDP  eine Sexismus-Grube nicht nur selbst, sprang zudem noch munter hinein und badet seither in Verschwörungstheorien und Selbstmitleid.  Wem’s gefällt?!

Weiteres zum Thema:

 Alan Poseners Analyse, warum Brüderle sich entschuldigen sollte

Der NDR reflektiert den medieneigenen Sexismus

 

Oliver Welke amüsiert sich über den FDP – Sexismus in der heute show:

One Response to “FDP diskreditiert sich selbst”

  1. Corina

    Was vom Tage übrig blieb:
    Aktuell berichtet der Spiegel über Fiats Statement zu Brüderles „Pannenstatistik wie ein Fiat Punto“. Der Autokonzern münzt die Vorwürfe gegen den FDP-Spitzenpolitiker für sich um behauptet, die Fiat-Beschäftigten würden nun „unsittlich berührt“ fühlen. Ich finde, Beides hat wenig miteinander gemein: Anstatt aus Brüderle-Skandal und Sexismusdebatte etwas gelernt zu haben, verharmlost Fiat sexuelle Gewalt mit solch vermessenem Vergleich.

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