Mit großem Interesse haben wir das Dossier des aktuellen Missy Magazines zum Thema „Sexarbeit“ gelesen. Hat uns das Thema doch die letzte Zeit intensiv beschäftigt.
„Es ist unsere Pflicht, nicht unsere vorgefertigten Bilder mithilfe ausgewählter Stimmen und Statistiken zu belegen, sondern Sexarbeit, Prostitution und alle damit verbundenen Vor- und Nachteile in ihrer Komplexität zu zeigen.“ So kündigten die Missys ihr Dossier an. Die Vorteile springen in diesem Dossier durchaus ins Auge, so z.B. wenn der Weg in die Prostitution als Emanzipationsgeschichte bezeichnet wird oder wenn von Freiern als wunderbaren Ehemännern die Rede ist – weitere Vorteile siehe rosa Wölkchen.
Nach der Lektüre blieben uns ein paar Fragen bezüglich der Nachteile…
- Wieso kommen in dem Dossier, das – siehe oben – die Komplexität des Themas zeigen soll, keine einzige der Ex-Prostituierten zu Wort, die sich für das Nordische Modell einsetzen, weil ihre Erfahrungen in der Prostitution dies als besten Schutz vor sexueller Ausbeutung nahelegen?
- Warum kommen ausführlich nur solche Prostituierte zu Wort, die alles in Ordnung finden?
- Warum wird der gegenwärtige Zustand in Deutschland ausgeblendet: Anstieg von Frauenhandel und sexueller Ausbeutung durch die Liberalisierung?
- Was ist mit dem jungen Callboy Johannes, der mit 13 Jahren auf dem Strich anfing? Soll das „Sexarbeit“ sein? Die Missys führen es jedenfalls als eine von vielen Varianten davon auf. Wir betrachten es eher als Kinderprostitution und damit kommerzielle sexuelle Ausbeutung und Mißhandlung eines Kindes.
- Die 40-jährige Stricherin Jasna, die den Job seit 12 Jahren macht, ohne ihn zu mögen, erzählt in ihrem Erfahrungsbericht: „Hier auf der Straße sind die Bedingungen schlecht, die Kunden sind schlecht, man verdient mittlerweile kaum.“ Wieso verdient man inzwischen schlechter? Warum gibt es keine Ausstiegsprogramme für Frauen wie Jasna? Wieso interessieren sich die Missys weniger dafür als für die Haustiere der zufriedenen Prostituierten Milena?
Ein paar Fragezeichen irren jetzt also durch unsere Gehirne. Wir hätten gerne mehr erfahren, aber auf die unbequemeren Fragen müssen wir wohl woanders Antworten suchen.
Welche Fragen sind euch beim Lesen gekommen?