Zwar geht es in dem Prozess am 31.10.2012 am Frankfurter Landgericht nicht um einen Vergewaltigungsprozess, er ist aber eine Folge davon:
Kachelmann erhebt Schadensersatzklage gegen die damalige Nebenklägerin, für Gutachten, die er anfertigen ließ. Zugleich lanciert er über Buchveröffentlichung, Spiegel-Interview und Talkshow den Vergewaltigungsmythos der rachsüchtigen Falschbeschuldigerin. Gekrönt wird das durch Aussagen von ihm und seiner Frau Miriam, es gäbe eine „Opferindustrie“, und Frauen hätten das „Opfer-Abo“:
Richter verurteilen lieber mal einen Unschuldigen, als sich sagen lassen zu müssen, dass einem vermeintlichen Opfer keine Gerechtigkeit widerfuhr
behauptet Kachelmann (Spiegel 41/2012), der nach dem Prinzip „im Zweifel für den Angeklagten“ freigesprochen wurde. Und in der Urteilsverkündung äußerte der Richter in der Tat deutliche Zweifel:
Der heutige Freispruch beruht nicht darauf, dass die Kammer von der Unschuld von Herrn Kachelmann und damit im Gegenzug von einer Falschbeschuldigung der Nebenklägerin überzeugt ist. Es bestehen aber nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme begründete Zweifel an der Schuld von Herrn Kachelmann. Er war deshalb nach dem Grundsatz „in dubio pro reo“ freizusprechen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Kachelmann Claudia D. offiziell als „Falschbeschuldigerin“ bezeichnen darf – obwohl es dazu weder einen Klage und dementsprechend auch kein Urteil gegeben hat. Sie darf ihn öffentlich aber nicht der Vergewaltigung bezichtigen.
Grund genug, ein Auge auf diesen Prozess zu werfen und darüber zu berichten!
Anmerkung zu unseren Kachelmann – Protest – Aktionen
Wir wenden uns hier gegen seine mediale Verbreitung des Klischees, dass Frauen, die anzeigen, dies v. a. aus rachsüchtigen Motiven tun. Was er und seine Frau verallgemeinernd über Vergewaltigungsprozesse verbreiten, widerspricht den Fakten und ist für Betroffene schädlich.
Zum Vergewaltungsdelikt nehmen wir keine Stellung, wohlwissend, dass die Frage nach der (Un)schuld häufig als Argumentationshilfe herbeigezogen wird, um von der eigentlichen Gefährlichkeit der Problematik (Verbreitung von Vergewaltigungsmythen, Perpetuieren und Bekräftigen der RapeCulture) abzulenken.