Zum Inhalt: Klare Worte zu sexueller Gewalt.
Frauen sind gleichberechtigt. Frauen haben genau die gleichen Chancen wie Männer und werden ebenso respektvoll behandelt. Hier nun präsentiere ich mit Freude unser Erreichtes in einer modernen Gesellschaft. Gesammelte Weisheiten der “Eltern“, “FreundInnen“, des Ex“freundes“, der Medien, der “lockeren“ Unterhaltungen und der Kunst:
„Das ist ja wohl normal, du kannst doch wohl mal den Pimmel in den Mund nehmen“ – (angebliche) eigene Wünsche anderen aufzudrücken ist auch heute noch immer nicht in Ordnung, „Ich hab sie gewürgt, weil sie so geschrien hat“ – das ist eine begeisternde Logik, „Dann sollten Frauen halt nicht sowas anziehen“ -dann dürften Männer auch keine Badehosen tragen. „Ich würde ihr gerne ins Gesicht spritzen“ -auf Nachfrage, ob er das bei sich auch toll finden würde, „Neeee!“ -ja, eben. „Das kann nicht sein, dass du am Penis fast erstickt bist, das hätte ich mitbekommen“ -das nennt sich auch: Gaslighting, die Gefühle und Wahrnehmungen eines anderen Menschen unterdrücken und verfälschen. „Kinder können von allen ausgenutzt werden, so ist das halt“ – das ist natürlich die Weisheit, Menschen, die sich nicht gut wehren können, zu benutzen weil die Menschen anscheinend zu feige sind, sich ihren eigenen Ängsten zu stellen. „Frauen heulen doch eh immer“ -zum Glück können sie überhaupt noch weinen. Und einfach, bei einer ganz normalen Bahnfahrt: „Vielleicht ist sie ja auch ne Nutte?“ – schön, wenn sich die Menschen noch als Menschen sehen können. „Männer haben eben immer Triebe“ -aha. Dann können wir ihnen also keinen Job mehr geben, weil sie jederzeit ihre Hose runterziehen könnten und statt mit dem Gehirn mit dem Pimmel den Vertrag unterschreiben oder wie ist das? Folgerichtig dürften nur noch Frauen einen Job bekommen. Das glaube ich nun auch nicht.
Etwas wird auch nicht besser, auch Erniedrigung nicht, wenn man es als Kunstplakat verkauft oder als Kunst generell. Das sollte klar sein, ist es aber nicht. Schön ist auch eine Bemerkung eines Freiers (dieser Beruf ist ja so frei, so wie der Freier auch frei ist nicht wahr?): „Sie saß da nur in den Kuscheltieren und hat geweint. Da musste ich sie zwingen“. Na klar. Versteht schließlich jeder nicht wahr? Vielleicht hätte er besser eins der Kuscheltiere benutzt oder noch besser: nur noch Gummipuppen an diesen Orten, dann wird niemand mehr für die eigenen kranken Gedanken verletzt.
Für Männer ist es natürlich normal, dass sie auch nur in Unterhose rumlaufen können und keine Frau auf die Idee kommt, sich zu überlegen, obs vielleicht eine Nutte ist oder ob vergewaltigen eine gute Idee wäre. Männer müssen auch nie mit Freundinnen drüber reden, dass es absolut nicht normal ist, fast zu ersticken oder Schmerzen zu haben in der Sexualität, zumindest die meisten. Und dass das keine Freiheit ist. Und keine Sexualität, sondern Gewalt.
Ich frage mich manchmal wirklich, ob Männer es wirklich normal finden, ein Körperteil von ihnen in jegliche Körperteile einer anderen Person zu stecken und wer zur Hölle ihnen eingeredet hat, dass das Freude macht oder dass sie sich keine Gedanken machen müssten, wen sie da vor sich haben oder wen sie verletzen. Oder ob sie nicht mal fragen sollten, wie die andere Person das sieht und warum. Oder ob wir uns nicht mal alle fragen sollten, was wir eigentlich wollen, wirklich einmal im Versuch diese gewalttätigen Bilder loszuwerden.
Pornografie zeigt nie die Schmerzen, die die Frauen (und Männer) vielleicht haben bei den ganzen Aufnahmen. Oder dass sich die Frauen in der Prostitution oft mit Drogen dazu bringen müssen, überhaupt noch irgendwas auszuhalten. Oder oder oder.
Wo sind die Bilder von den Folgen, die die Frauen haben, warum dürfen Frauen nie über sowas sprechen? Wenn Männer zu Prostituierten gehen, dann bitte sollen sie auch die ganze Wahrheit ertragen. Genauso wie in der Pornografie. Wer fragt schon, woher all die Bilder kommen, was die Frauen und Männer! dazu gebracht haben könnte dabei mitzumachen. Was die Hintergründe sind. Und wer davon profitiert.
Weitere Weisheiten dieser Art im Folgenden: „Eine Analfissur (Analriss) muss auch mal entmystifiziert werden“…und das von einem Mann, der nicht einmal seine Kondomgröße kannte oder wusste, wo seine eigenen Probleme liegen. Und der einen Menschen so verletzt hat und nicht einmal dazu stehen konnte. Wieso wird nicht mal darüber gesprochen, dass wir über Verletzungen nicht reden können ohne hämisch zu werden und was all diese gewalttätige Sprache auch mit uns macht und diese Bilder?
Und den “KünstlerInnen“ und “JournalistInnen“, sowie “ProfessorInnen“, die Gewalt verherrlichen würde ich empfehlen zu schauen, ob ihre kranken Gedanken vielleicht nicht so viel mit der Realität zu tun haben. Oder was sie damit anrichten, dass überall Mädchen und Frauen so erniedrigt dargestellt werden und was das auch für Männer bedeutet. Was das über Männer aussagt, wenn das als “schön und ansprechend“ gerade für Männer dargestellt wird. Manchmal musste ich wirklich lachen, wenn ich gesehen habe, wie JournalistInnen über Opfer schreiben und dabei klar wurde, was das für Menschen sein müssen. Im Grunde merken sie nicht einmal, dass sie sich erniedrigen. Was für eine “Größe“ und “Objektivität“ ist das, wenn im Artikel auf Menschen eingedroschen wird, die eh schon am Boden sind? Die so mutig waren und sich zerbrechlich gezeigt haben?
Gute Frage.
Und ich frage mich wirklich, ob das die “Elite“ ist, die wir im Land haben wollen. Wirklich? Wir Menschen sagen, wir sind die intelligente Spezies und was kommt dabei herum?
Sexualität, die keine ist, sondern Gewalt, Artikel, die Opfer verhöhnen, Kunst, die so tut, als ob es keinerlei Schutz und keinerlei Würde geben dürfe und alles erlaubt sei und ProfessorInnen, die keine sind sondern versteckte Gewalttäter. Und das ist unsere “Elite“.
Wir sind sehr weit gekommen.
Wenn heute Bücher gefeiert werden, die Gewalt in “Beziehungen“ verherrlichen und den Frauen eingeredet wird, dass das alles gut und “normal“ ist, dann sind wir ja weit gekommen.
Und dann kommen Männer, die sich aufregen, dass Mädchen und Frauen geschützt werden und dass Frauen versucht haben, Mädchenpolitik und Ähnliches in den Mittelpunkt zu rücken.
Wie wäre es damit, dass einmal selbst zu machen, aber dadurch dass Jungenpolitik und Männerpolitik nicht darin besteht, die Mädchen und Frauen wieder herunterzumachen, sondern sich mal selbst zu hinterfragen und ob das Männerbild nicht allen schadet? Genauso aber auch wie das Frauenbild?
Das wäre doch mal ein Anfang.
Dann könnten wir vielleicht auch mal normal über Beziehungen reden, wie wir leben wollen, über Sexualität und eben nicht Gewalt und über eine Ebene, die allen gut tun würde.
Und auf dieser Ebene könnten wir uns vielleicht auch einmal wirklich sehen. Als Menschen.
Und nicht als Objekte oder ein Stück Fleisch.