Eine kleine Analyse und gleichzeitig öffentlicher Brief an die Menschen, die die Wahrheit verdrehen, auch über Sexismus, sexuelle Gewalt (in der Familie) und gesellschaftliche Mechanismen.
Gleichzeit ein Aufruf dazu, den Opfern Mut zu machen, Klarheit zu schaffen und als Stärkung gedacht für die, die reden.
Und vor allem an Frauen*, die schweigend leiden. Und das Wichtigste: Ein klares Zeichen gegen diese Gewaltsysteme, in denen wir leben.
Schweigen. Dieses Schweigen über Gewalt. Und das Verdrehen der Wahrheit. Wo finden wir die wahren Worte? Was steckt hinter der Berichterstattung, die oft die Opfer beschuldigt und nicht die Täter? In welcher Welt leben wir, wie ist sie aufgebaut?
Und du schweigst. Weil du nie geredet hast, weil du nie gewusst hast, dass ein Leben auch ohne Gewalt möglich ist, aber dafür braucht es Mut.
Für Gutes braucht es Mut, Gewalt ist einfach.
Sich selbst leiden zu lassen, ist auch einfach. Täter zu unterstützen ebenfalls. Und die Opfer zu beschuldigen, ist genauso einfach, weil es Menschen sind, die schon am Boden sind. Wenn sich die Gesellschaft auf die Seite der Opfer stellt, heißt das auch, dass die Menschen bereit sind, sich ihrer eigenen Aggressionen und ihrer Wunden bewusst zu werden. Und nicht mehr den Kopf zu schütteln und zu sagen: Wie kann sie_er das nur aussprechen, sondern selbst zu sprechen.
Selbst zu erkennen, auch die eigenen Gewaltpotentiale und die eigene Geschichte.
In deinen Augen sehe ich keine Wahrheit. Wo ist deine Sprache hin, wo ist die Sprache dieser vielen Frauen*, Männer*, Mädchen*, Jungen*, hin, die vergewaltigt wurden, gequält, auf jegliche Art ausgenutzt?
Wo ist sie nur hin?
Und wieso ist oft das Umfeld täterbestärkend, gewaltbestärkend damit im Grunde? Deine Augen sind leer, weil du gar keine eigene Meinung hast. Du bist das Werkzeug der Täter. Du machst die Menschen klein, die reden, die versuchen, etwas Neues aufzubauen, weil du keine eigene Meinung mehr hast. Weil du deinen Schmerz nicht mal sehen willst. Weil du im Gewaltsystem drin bist und auch nie wieder rauskommen wirst, wenn du nicht redest. Deshalb hasst du alle, die draußen sind. Die eben versuchen, etwas Neues aufzubauen. Die ihre eigenen Fehler kennen, und die aber anders leben wollen. Deine kennst du nicht. Du kannst nur drauf schlagen, auch mit Worten, wie so viele. Weil du Angst hast. Weil du immer geschwiegen hast. Wo ist nur deine Sprache hin, deine Gefühle, deine wirkliche Sicht? Weg.
Du Werkzeug der Täter.
Du merkst nicht einmal, dass alles was du schreibst, sagst, lebst, von ihnen geprägt ist. Alles. Ausnahmslos. Du musst herhalten, wenn sie etwas sagen wollen, weil sie sich natürlich schützen. Du aber nicht. Und du schlägst drauf. Weil du nie etwas anderes gelernt hast. Und? Was hast du dann davon? Was haben andere davon? Was hast du schon davon, wenn du die Wahrheit nicht rausschreist? Willst du so leben?
Wenn du dir dein Leben anguckst, bist du wirklich glücklich damit, wirklich glücklich in diesem System? Eine Gesellschaft, die unterstützt, dass Kinder in einer gewalttätigen “Familie“ (lässt sich nicht als Familie bezeichnen) bleiben müssen, ist keine soziale Gesellschaft. Gewalt ist nicht normal, auch subtile Gewalt nicht.
Und sie wird nie okay sein, auch deine Worte nicht.
Wenn du Wut hast, dann drück sie woanders aus. Für dich, für dein Leben.
Für etwas Besseres. Und nicht gegen die, die reden. Die versuchen etwas zu ändern. Die wirklich ohne Gewalt leben wollen und mit Respekt und Achtung. Wenn du kritisieren willst, dann habe wenigstens den Mut, selbst etwas für dich zum Besseren zu ändern. Dann kannst du kritisieren, ob die anderen das annehmen, ist immer noch eine andere Frage.
Und wie subtil diese Gewaltmechanismen funktionieren. Alle sollen schweigen. Es wird gesagt: „Da war doch nie Gewalt“. Das ist so einfach. Für Menschen, die immer nur in Gewalt gelebt haben, ist Gutes und Gewaltlosigkeit auch ein Risiko, weil sie das nicht kennen. Also lieber bei Gewalt bleiben. Deine Worte verraten das. Es ist leicht, hämisch zu sein. Es ist leicht, die zu verfluchen, die klare Worte finden. Die sagen: Das war Gewalt. Du hast mich vergewaltigt. Du hast mir Gewalt angetan. Die auch ihrer eigenen Gewalt klar in die Augen sehen können, aber eben auch dem, was andere ihnen angetan haben. Und woher nimmst du dir das Recht, das klein zu machen?
Es ist so leicht zu behaupten, dass es nie nur Täter und Opfer gibt, aber die Wahrheit ist die: Gewalt ist Gewalt. Eine Verletzung ist eine Verletzung. Und körperliche Gewalt ist Gewalt, psychische wie deine Worte im Übrigen auch, auch hämische Artikel über Opfer.
Das trifft vor allem dann zu, aber eben bei weitem nicht nur, wenn es sich um Machtverhältnisse handelt, wie zwischen Eltern und Kindern. Alles Verdrehungen, die du benutzt. In deinem Herzen nur noch Hass. Nichts weiter. Weil du deine Verletzungen nicht siehst. Der Hass spricht dir aus den Augen, aus den Worten. Und eigentlich die Verletzung. Und die Wut. Lass sie woanders raus. Da wo sie hingehört und nicht gegenüber den Opfern, die etwas versuchen zum Besseren zu wenden.
Deine Schritte sind alle leer, weil du nicht einmal deine Geschichte kennst. Weil du Gewalt verleugnest und weil du über die lachst, die sagen: Ich bin verletzt. So tief verletzt durch die schlimmste Gewalt. Lach nur weiter, du verletzt nur dich selbst und deine Ansichten. Dein Leben. Schütte nur weiter deine hämischen Worte aus, weil es im Grunde nur um dich geht, und nicht um die mutigen Menschen, die sprechen. Die, obwohl es so schwer ist, über Gewalt in der “Familie“ zu reden, sich trauen, zu reden. Sich trauen, da raus zu treten und etwas zu ändern. Du siehst nicht einmal, was das für große Schritte sind und das im Grunde alle Kinder immer wollen, dass ihre Familie eine gute Familie ist und eher dazu tendieren, ihre Eltern zu positiv zu sehen. Daher verstehst du auch nicht, wie viel Wahrheit darin steckt, wenn jemand sagt: „Meine Eltern waren schwerst gewalttätig, haben mich vergewaltigt“. Du verstehst nicht, was für ein Mut und was für eine Erkenntnis dahinter steckt. Denn wenn du es könntest, vielleicht könntest du auch reden und etwas ändern.
Und die Menschen, die reden und etwas ändern wollen, die sollen zurückgeholt werden, indem ihnen gesagt wird: Du bist mit uns auf einer Ebene. Du warst ja auch so. Obwohl es nie so war. Obwohl es Kinder waren. Obwohl die Eltern die Kinder geprägt haben. Alle sollen auf dieser gewalttätigen Ebene bleiben, damit das System weiterleben kann. Deshalb spuckst du Häme. Deshalb spuckst du Hass. Aber es ist deshalb nicht wahr. Kinder übernehmen Gewalt von den Eltern. Das ist keine Entschuldigung, aber die Gewalt geht immer von den Eltern aus, dort beginnt sie und in der Gesellschaft. Und die Menschen, die da raus treten und sagen: Ich will anders leben, das sind die Mutigen dieser Welt. Welches Recht nimmst du dir heraus, das zu kritisieren?
Was hast du denn schon zum Guten verändert?
Geschwister werden gegeneinander ausgespielt und alle im Gewaltsystem, damit alle alle hassen und ja nie jemand spricht. Oder gar: raus geht. Weil ja alle gleich schlecht sind. Weil alle Gewalt normal finden. Und der Streit wird daher unter den Menschen geschürt, damit nur ja niemand sagen kann: „Es geht auch anders“. Und sagen kann: Da gibt es eine andere Welt. Gewalt ist nicht normal. Ich gehe. Du kannst auch gehen. Hass wird geschürt, bis dieser Hass explodiert und zerstört. Und damit immer mehr verhindert, dass überhaupt jemand aus dem System ausbrechen kann. Und wenn es doch jemand geschafft hat, dann lässt sich die Uhr danach stellen, dass all diese Menschen im Gewaltsystem drin aufzählen werden, was dieser Mensch alles angeblich ist und wie falsch das alles ist. Dabei ist das Gewaltsystem falsch.
Und nicht der Mensch, die_der sich befreit hat.
Das sage ich euch – von Gewalt verdrehte und verdrehende Schweigende. Ihr seid so viele, aber die Opfer, die reden, die verändern, sind genauso viele.
Und je mehr es werden, weil Gewalt sich nie durchsetzen kann, wenn Menschen reden können, dann wird diese Kultur sich ändern.
Dann wirst du vielleicht auch aufhören, ein Werkzeug zu sein. Oder auch nicht.
Es ist deine Entscheidung.
Sabrina Bowitz
Dieser Beitrag erschien auch auf Pro Change.